Großes Selbstvertrauen

WAZ-Interview mit Uhlen-Trainer André Henning
Trotz des Verletzungspechs zum Hallensaisonstart hat die Hockeymannschaft des HTC Uhlenhorst die Ende Januar in Berlin stattfindende Finalrunde um die deutsche Meisterschaft erreicht. Mit dem Uhlenhorster Trainer André Henning sprach Sportredakteurin Gaby Rüter über die Ligarunde und die DM-Chancen.

Direkt zu Beginn der Hallenrunde sind drei Uhlenhorster Stammspieler verletzungsbedingt ausgefallen. Die Saison stand also nicht unter einem guten Stern. Was war ausschlaggebend dafür, dass sie dennoch sehr erfolgreich verlief?
HTCU-Trainer André Henning: In der Hinrunde sehr wichtig war sicherlich, dass die zweite Reihe ihr Können bewiesen hat. Spieler, die plötzlich in der Verantwortung standen, haben den nächsten Entwicklungsschritt gemacht. Herauszuheben sind Benedikt Fürk und Johannes Schmitz, die beide die beste Hallensaison ihrer bisherigen Hockeykarriere gespielt haben. Hinzu kommt, dass aufgrund der guten Vorbereitung das Uhlenhorster Selbstvertrauen sehr groß war und ist. Unserer Spieler haben in kürzester Zeit riesige Fortschritte gemacht und sind mit einem starken Siegeswillen in die neue Hallensaison gestartet. Aufgrund ihrer mentalen Stärke hat die Mannschaft auch die Ausfälle gut verkraftet.
Am 30. und 31. Januar steht für den HTCU die Hallen-DM-Endrunde in Berlin auf dem Programm – ein Highlight zum Beginn das Jahres 2010. Wie bereitet sich die Mannschaft darauf vor?
Henning: Wir haben in dieser Woche erst einmal frei gemacht, um den Viertelfinalerfolg genießen zu können. Die Verschnaufpause war auch nötig, um wieder Lust und Hunger zu entwickeln. Am Samstag beginnen zwei Trainingswochen mit intensiven Übungseinheitenn, Videoabenden und zwei Testspielen. Am 21. Januar spielen wir um 20.15 Uhr in der Harbecke-Halle gegen Rot-Weiß Köln und am 23. Januar treten wir bei den Kölnern an. Das Rot-Weiß-Team steht uns als Spielpartner zur Verfügung, weil es Ende Februar am Hallen-Europacup teilnimmt. Das ist gut für unsere taktischen Baustellen. Das Viertelfinalmatch gegen Alster in Hamburg hat gezeigt, dass die Abläufe im Defensivblock noch deutlich mehr automatisiert werden müssen. Auch in der Offensive kann die Mannschaft zwei Klassen besser spielen als zuletzt beim in der Verlängerung gewonnenen Viertelfinale.
Halbfinalgegner der Mülheimer Mannschaft ist der Mannheimer HC. Im Falle eines Sieges würde der HTCU im Endspiel auf den Gewinner der Partie Harvestehuder THC – Rüsselsheimer RK treffen. Wie sind die Uhlenhorster DM-Chancen einzuschätzen?
Henning: Es ist schwer, das abzuwägen. Alle vier Mannschaften, die an der Endrunde teilnehmen, haben ungefähr das gleiche Niveau. Wir schauen nur auf uns und setzen auf unsere eigenen Stärken. Wir müssen die spielerischen Qualitäten, die wir in der West-Bundesligarunde gezeigt haben, und die mentale Stärke, mit der wir das Viertelfinale gewonnen haben, auch in der Endrunde wieder abrufen. Wenn uns das gelingt, werden wir Deutscher Meister.
Wer ein Team seit zweieinhalb Jahren als Trainer betreut, kennt dessen Stärken und Schwächen sehr genau. Wo steht der HTCU zurzeit in der Rangliste der deutschen Hockey-Elite?
Henning: Aufgrund der spielerischen Qualitäten gehören wir zur erweiterten Spitzengruppe. Ob wir eine wirkliches Spitzenteam sind, wird sich in Berlin zeigen. Ich bin davon überzeugt, dass uns der Sprung aus dem Mittelmaß heraus schon gelungen ist. In Hamburg hat die Mannschaft bewiesen, dass sie die Psyche und die Siegermentalität besitzt, um ganz oben anzuklopfen. Das ist eine neue Stärke.
Was will und kann die Uhlenhorster Mannschaft in den kommenden Jahren erreichen?
Henning: Es ist aufschlussreich, sich die Entwicklung des HTCU-Teams in den letzten zwei Jahren anzusehen. Wir haben auf dem Feld die European Hockey League nur knapp verpasst und sind jetzt in der Hallen-DM-Endrunde. Das reicht uns aber sicher nicht; denn der Leitspruch der Jungs lautet: „Zufriedenheit ist Stagnation.” Deshalb ist klar: Die Mannschaft kann, will und wird in naher Zukunft in die Feld-EHL kommen und auch den einen oder anderen Titel gewinnen.

Flotte Ferkel: WAZ-Artikel

Einige Knirpse ziehen eigenes Spiel auf „Flotte Ferkel“ des HTCU sind auch von vier Übungsleiterinnen manchmal kaum zu bändigen Vincent (3), einer von 36 Dreikäsehochs in Spiel- und Sportkleidung, steht auf dem grünen Teppichboden der dienstags für anderthalb Stunden zum Hockeyspielplatz umfunktionierten Tennishalle des HTC Uhlenhorst und guckt sich suchend um. Nachdem er festgestellt hat, dass seine Mama den Ort des Geschehens verlassen hat, läuft er zu den anderen Kindern und beteiligt sich am kunterbunten Gewühl in der Hallenmitte. Jetzt sind die „Flotten Ferkel“ und ihre vier Übungsleiterinnen Katja Weiß, Inga Michele, Ulla Wagner und Marit Gaudek unter sich. Und das ist eine unerlässliche Voraussetzung für „geordnetes“ Herumtollen, Geschicklichkeitsspiele und einfache Übungen mit Hockeystock und Ball. Eine Mischung aus Spiel und Sport, Vorstufe zum späteren Hockeytraining, steht für die aus Mädchen und Jungen im Alter von drei bis fünf Jahren bestehende Hockey-„Pamperstruppe“ auf dem Programm. „Sollen wir Eins-Zwei-Drei spielen?“, fragen die Übungsleiterinnen. Und die wilde Bande der „Flotten Ferkel“ antwortet mit einem Stimmengewirr, das auf kindliche Begeisterung für diese Idee der Erwachsenen schließen lässt. Die Knirpse laufen nun durch die Halle, bis ihre Betreuerinnen „eins“ rufen. Das ist das Kommando zum Stehenbleiben. Es wird von der Mehrzahl befolgt. Die Laufrichtung ändern sollen die Kinder beim Kommando „zwei“. Und bei „drei“ ist Auf-den-Boden-Legen angesagt. Dass alle Kinder zuhören und die spielerischen Übungen ausführen, ist ein Idealzustand, der unerreichbar scheint. Immer gibt es einige Hockeyminis, die am Rand der Gruppe ihr eigenes Spiel aufziehen oder träumend in der Halle stehen. Max (3) und Jacob (3) spielen gerade mit großem Vergnügen und ganz unplanmäßig Verstecken hinter der Wandabdeckung. Aber das ist für die geduldigen Betreuerinnen alles kein Problem. Und Katja Weiß, die als Erzieherin im Kindergarten arbeitet, schafft es immer wieder, die kleinen „Ausreißer“ einzufangen und zum Mitmachen zu animieren. Nach der Aufwärmphase ist Trinkpause. Saskia (4) packt schnell die mitgebrachte Trinkflasche aus und verkündet unüberhörbar: „Ich habe Apfelschorle.“ Das ist das Startkommando für einen ausgedehnten Getränkevergleich, bei dem sich abzeichnet, dass Apfelschorle das erklärte Lieblingsgetränk der Hockeykinder ist. Carla-Marie (3) hat die Pause dazu genutzt, Übungsleiterin Katja mit feierlicher Miene und ernster Stimme davon zu überzeugen, dass sie Fieber hat. Nach der Trinkpause stehen Übungen mit Ball und Krummstock im Miniformat auf dem Programm. Klein-Fabian (4) beweist sein großes Können beim Slalomlauf durch den Hütchen-Parcours. Es ist schon erstaunlich, wie geschickt die „Flotten Ferkel“ diese schwierige Übung meistern. Grundkenntnisse der Bewegung und erste Erfahrungen mit Ball und Hockeyschläger, so Katja Weiß, sollen den Mädchen und Jungen in dem dreimonatigen Schnupperkurs vermittelt werden. Momentan tummeln sich 36 Kinder in der Uhlenhorster Pamperstruppe, und damit ist die Kapazitätsgrenze erreicht. „Mehr können wir nicht aufnehmen, weil wir sonst den Überblick verlieren“, erklärt Katja Weiß und fügt hinzu, dass genügend Interesse für eine zweite Mini-Gruppe vorhanden sei. Doch ohne weitere Übungsleiterinnen mit Herz für Kinder lässt sich ein solches Vorhaben nicht realisieren. Wer „Flotte Ferkel“ betreut, muss Schuhe zubinden, Tränen trocknen, Nasen putzen und immer so tolle Spielideen haben, dass die Kinder davon fasziniert sind. Wenn aber die Eltern schon eine Viertelstunde vor dem Ende des Schnupperkurses in die Tennishalle zurückströmen, funktioniert selbst das bei den Kindern sehr beliebte Feuer-Wasser-Sturm-Spiel nicht mehr. Die Gruppe löst sich auf, weil alle Hockey-Minis zu ihren Müttern oder Vätern laufen. Vielleicht sollte der HTCU als Beiprogramm noch einen Teamgeist- und Disziplin-Schnupperkurs für Eltern anbieten.