Große Moral beschert Uhlen das Remis

Schulterschluss im Uhlenhorst! Das Publikum verabschiedete sich am Sonntag im Spitzenspiel der Feldhockey-Bundesliga in dem Moment von einer eher aristokratischen Zurückhaltung, als die Uhlen Hilfestellung dringend benötigten. Den Steilpass von den Rängen nahm der Tabellenzweite dankbar auf und rettet in der mitreißenden und mit höchstem Unterhaltungswert ausgestatteten Schlussphase gegen den scheinbar bereits enteilten Ligaprimus und designierten Final Four-Teilnehmer Harvestehuder THC das Remis. Hut ab vor der Moral der Mülheimer, die um ein Haar an ihrer unterirdischen Ecken-Performance gescheitert wären.
Die Herren hatten sich am Vortag den letzten Kick für den Ligagipfel geholt. Dem HTCU war der Pflichtsieg gegen Alster gelungen; der HTCU hatte in der Nachbarschaft mit dem 6:1 in Düsseldorf ordentlich gewildert und eindringlich auf seine Ambitionen verwiesen. Alles war also für ein Spektakel gerichtet – und es ging gleich mit einem unglaublichen Tempo zur Sache. Johannes Schmitz brachte die Uhlen nach feiner Vorarbeit von Jan Philipp Rabente bereits in der 3. Minute in Führung, zwei Minuten später nahm der ultimative Spezialist für diese Disziplin Maß. Natürlich erfolgreich. Der Ausgleich resultierte aus dem 16. Eckentreffer des Österreichers Michael Körper.
Die Uhlen antworteten mit einem Tor der Marke Extraklasse aus dem Spielgeschehen heraus. Christopher Rühr wieselte über den halben Platz. Das Zuspiel zum perfekten Zeitraum nahm Schmitz dankbar zum zweiten Treffer auf. Drei Tore in sechs Minuten! Die Aussicht auf reichen Nachschlag lag auf der Hand.
Doch fortan wurde vornehmlich gerackert, malocht. Der zweite hanseatische Österreicher, Benjamin Stanzl, scheiterte an Felix Reuß, wobei es nach Foul an Ole Keusgen zu diesem Konter gar nicht hätte kommen dürfen. Es waren aber die Uhlenhorster, die weiter die Akzente setzten. Benedikt Fürk traf in halblinker Position den Pfosten, der Schuss von Thilo Stralkowski strich oben am Tor der Gäste vorbei. Und direkt danach blieb die erste Ecke für den HTCU ohne jede Wirkung. Szenen, die die weitere Vorgehensweise der Gastgeber markierten: schlechte Chancenverwertung und untaugliches Eckenverhalten, das einer sofortigen Generalüberholung bedarf. Vor der Halbzeitpause bot sich erneut Olympiasieger Stralkowski eine Möglichkeit. Dies zu einem Zeitpunkt, als die Hamburger in Unterzahl agierten, nachdem zuvor bei ihnen zwölf Feldspieler auf dem Platz gestanden hatten.
Durchgang zwei beinhaltete dann das volle Sauna-Paket. Es wurde nicht nur auf dem Kunstrasen geschwitzt, nein, die Dramaturgie nahm auch en geneigten Hockey-Fan unweigerlich in den Schwitzkasten. Zunächst labten sich die Gäste von der Elbe an unverhofften Geschenken. Wie beim Ausgleich legte die HTCU-Abwehr auch beim Führungstreffer ein frühlingshaftes Nickerchen ein. Und als besagter Körper auch bei seiner zweiten Ecke zugriff, schien das Fell bereits verteilt zu sein, zumal die Uhlen bei ihren Ecke der ganz, ganz traurigen Linie treu blieben.

Kollektive Erleichterung bei den Uhlenhorstern nach dem späten Ausgleich durch Tobias Matania (Nummer 10). Foto: A. Köhring

Dass die Uhlenhorster doch noch einmal den Schalter umlegten, war das Produkt ihrer unerschütterlichen Moral. Nein, mit einer Niederlager im Spitzenspiel wollten sie sich nicht abfinden und fanden zur kollektiven Kraftanstrengung. Der zweite Olympiasieger, Rabente, hielt den Stock hin und sorgte für die Annäherung. Tobias Matania sorgte für den Status der Augenhöhe, als er die von Torhüter Tobias Walter abgeprallte Kugel (nach Stralkowskis Schuss) flach ins Tor fegte. Nun standen die Fans und sie witterten das große Finale, als sich den Uhlen Ecke Nummer sechs bot. In der allgemeinen Fehlerkette wurde diese sträflich verstoppt.
Das bedeutete nicht das Ende der Hochspannung. Auf der anderen Seite nahm besagter Spezialist aus der Alpenrepublik zum dritten Mal Maß. Aber drei Mal war gottlob nicht Körpers Recht. Felix Reuß hielt den Ball und damit den Punkt fest. Vielmehr kann ein Ligagipfel wirklich nicht offerieren.
HTC Uhlenhorst –
Harvestehuder THC 4:4 (2:1)

Tore: 1:0 (3.) Schmitz, 1:1 (5., KE) Körper, 2:1 (6.) Schmitz, 2:2 (38.) Stanzl, 2:3 (45.) Stanzl, 2:4 (52.,KE) Körper, 3:4 (59.) Rabente, 4:4 (63.) Matania
HTCU: Reuß – Gehlen, Windfeder, Keusgen, Fürk, J. Meyer, F. Meyer, Brock, Otto, Rabente, Matania, Schmiedel, Stralkowski, Rühr, Schmitz, Fleckhaus
HTHC: Walter – Pongs, Polk, Körper, Lietz, Eggert, Hauke, Feller, Pehlke, Linsmeier, Stanzl, Heller, Borchard, Winneberger, Hasun, Björkmann
Ecken: 6 (0 Tore)/3 (2 Tore)
Gelbe Karte: Lietz (70.)
Zuschauer: 450
Schiedsrichter: Meißner (Köln)/Tröllsch (Leipzig)
Gerd Böttner, WAZ