Die deutsche Hockeyliga steht am Scheideweg

Ein neuer Wettbewerb für Nationalmannschaften sorgt für Diskussionen zwischen dem Deutschen Hockeybund und den Bundesligavereinen.
Der Ton zwischen den Vereinen der Hockey-Bundesliga und dem Deutschen Hockeybund (DHB) ist rau geworden. Grund ist die Diskussion um eine Ligastrukturveränderung, für die der DHB unter anderem eine Reduzierung der Bundesliga vorsieht. Es gibt aber noch weitere Konflikte, die zwischen dem DHB und den Klubs schwelen.
Schon längere Zeit gibt es die Diskussion, die Bundesliga attraktiver zu machen. Über Play-offs wurde nachgedacht, nun sorgt der internationale Hockeyverband mit seinem Vorstoß, eine neue Länderspielserie unter dem Namen Hockey Pro League (HPL) ins Leben zu rufen, für Furore. „Der DHB gerät terminlich gerade etwas in Panik und hat deshalb, ohne Rücksprache mit anderen Gremien, eine Reduzierung der Bundesliga von zwölf auf zehn Mannschaften vorgeschlagen“, sagt Hanns-Peter Windfeder, Präsident des frischgebackenen deutschen Meisters HTC Uhlenhorst.

Hanns-Peter Windfeder zeigt sich im Gespräch mit der WAZ besorgt über die Pläne Foto: Oliver Müller

Windfeder spricht sich, wie im Übrigen die große Mehrheit der Bundesligisten, gegen eine Reduzierung aus. „In jeder Stadt, in der wir Hockey zu einem Event machen wollen, werben wir mit den Spielen. Da ist jedes Bundesligaspiel wichtig“, sagt Windfeder. Unter den 14 beteiligten Erstligaclubs – zehn Vereine spielen in der Damen- und Herrenbundesliga – waren nur der Harvestehuder THC, der Club an der Alster und der Mannheimer HC für eine Reduzierung.
HPL steht auf wackligen Beinen
Horst Müller-Wieland, Präsident des Hamburger Traditionsclubs Uhlenhorster HC, bezieht gegenüber dem Hamburger Abendblatt Position: „Es gibt schon jetzt zu viele weiße Flecken in Deutschland, dadurch gehen dem DHB viele Talente verloren. Eine weitere Reduzierung würde der Breite schaden. Unsere Vision ist eher, die Ligen zu vergrößern.“
Nach Hanns-Peter Windfeders Meinung genieße beim DHB nicht mehr die Entwicklung der Sportart in Deutschland die höchste Priorität, sondern die Verpflichtung gegenüber der HPL. Dabei stünde das Konstrukt der neu geschaffenen Liga noch auf wackligen Beinen. „Derzeit ist Indien aus disziplinarischen Gründen nicht als Teilnehmer geplant. Das könnte dafür sorgen, dass ein großer Sponsor abspringt“, erklärt Windfeder.
Beim internationalen Hockeyverband sieht man das freilich anders, wie der Hamburger Detlef Ness, der dort für die Bereiche Marketing und Kommunikation verantwortlich ist, gegenüber dem Hamburger Abendblatt erklärt. „Durch die bessere Planbarkeit der Termine können wir die Spiele weltweit vermarkten, das ist ein riesiger Quantensprung“, bricht er eine Lanze für die geplanten Länderspiele, die in Blöcken von Januar bis März eher auf der Südhalbkugel und von April bis Juni im nördlichen Teil der Erde ausgetragen werden könnten.
Hallensaison könnte zum Opfer fallen
Damit rückt vor allem die Hallensaison in den Fokus, die der Reform zum Opfer fallen könnte. „Wir reden hier von fünf oder sechs Vereinen, die Nationalspieler stellen. Darunter würden aber auch alle andere Klubs leiden, die dann nicht spielen könnten. Wir müssen nur eine Lösung finden, wie wir mit den Nationalspielern umgehen. Wir können uns nicht nach denen richten“, sagt Windfeder.
Er bedauert, dass der Dialog, der im Hockeyverband stets groß geschrieben worden sei, zuletzt nicht mehr so vorhanden gewesen sei. „Wir müssen einen Konsens finden, überlegen, was langfristig die beste Lösung ist“, sagt Windfeder. Gemeinsam mit anderen Vereinen arbeite man bereits an einem Plan, eine Idee ist, die Bundesliga auszugliedern – ganz nach dem Beispiel der deutschen Volleyballiga, die sich ebenfalls selbstständig gemacht hat. „Wir waren bereits in Berlin und haben uns mit der Volleyballliga ausgetauscht. Die Terminprobleme würden wir so natürlich nicht beseitigen, aber wir könnten Entscheidungen effizienter treffen, ohne das immer noch ein Verband mit entscheiden muss“, sagt Windfeder.
Noch ist keine Entscheidung gefallen
Das ist aber ebenso noch Zukunftsmusik wie die Idee, die Liga zu reduzieren. Entscheidungen stehen noch aus. Nationalspieler Christopher Rühr von Vizemeister Rot-Weiss Köln hat seine klare Meinung zur geplanten HPL im Hamburger Abendblatt geäußert: „Der DHB bezahlt uns nicht, die Vereine auch nicht, wenn wir nicht für sie spielen. Von uns gibt es deshalb kaum einen, der die HPL spielen möchte.“
Als nächstes ist in der Debatte der DHB gefordert. Präsident Wolfgang Hillmann versteht die Sorgen der Vereine und beschwichtig gegenüber dem Hamburger Abendblatt: „Wir haben deshalb diverse Modelle vorgeschlagen, die nun diskutiert werden müssen. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.“ Die Diskussionen werden also weitergehen. Mit einem noch ungewissen Ausgang. Und solange kein Kompromiss in Sichtweite ist, wird der Ton rau bleiben.

„Das hat zumindest ein Geschmäckle“

Die Möglichkeit einer Ligareduzierung sorgt nicht allein für Unstimmigkeiten zwischen den Bundesligavereinen und dem Deutschen Hockeybund (DHB). Für fast noch mehr Ärger sorgt die Tatsache, dass der DHB jüngst die Bereiche Marketing und Kommunikation an eine externe Agentur vergeben hat. Denn: Die Aufgaben hat ein Rechtsanwalt aus der Kanzlei von Remo Laschet übernommen, der gleichzeitig Vizepräsident im DHB ist und für die Ressorts Finanzen & Recht, sowie kommissarisch für das Ressort Kommunikation verantwortlich ist.
„Da hat zumindest ein Geschmäckle“, sagt Hanns-Peter Windfeder. Das über die Ausgliederung des Bereichs Kommunikation im Vorfeld nicht gesprochen wurde, ärgert den HTCU-Präsidenten. „Gerade in unserem doch überschaubaren Hockeyverband war das nicht der richtige Weg.“
Horst Müller-Wieland, Präsident des Hamburger Traditionsclubs Uhlenhorster HC schlägt gegenüber dem Hamburger Abendblatt in die gleiche Kerbe: „Man hätte das ehrlich kommunizieren sollen, anstatt es im Verborgenen auszudealen. So bleibt der Eindruck, dass wir nicht ins Boot geholt werden.“
Bei all dem Wirbel und Streitigkeiten bezieht Hanns-Peter Windfeder aber auch klar Position, wenn es darum geht, das Präsidium abzuwählen: „Diese Meinung teile ich nicht.“ Viel mehr geht es nun darum, die Wogen zu glätten und für Transparenz zwischen Verband und Vereinen zu sorgen.
Maximilian Lazar, WAZ