Weil es so lang ersehnt war…: Titel nach perfektem Drehbuch

Das Kamphaus-Team begleicht gegen Hamburg und Raffelberg alte Rechnungen und triumphiert beim Rivalen. Trainer verpasst das Happy End.

Deutscher Meister HTCU! Die Mülheimer A-Juniorinnen sind Deutschlands beste Hockeymannschaft, feierten am Sonntag zwei deutliche Siege über den UHC Hamburg und den Club Raffelberg. Ausgerechnet UHC und Raffelberg. Was für eine Geschichte für die Uhlen.

Pure Freude..... Foto: Bernd Obermann

Dieses „ausgerechnet“ ist ja eine oft strapazierte Floskel, in diesem Fall passe sie aber, fand Trainer Daniel Kamphaus: „Gegen die Hamburgerinnen konnten wir noch eine alte Rechnung aus einer Penalty-Niederlage begleichen und Raffelberg ist im vergangenen Jahr auf unserer Anlage Meister geworden – jetzt waren wir umgekehrt an der Reihe, beim Rivalen zu gewinnen.“
Es sei das „perfekte Drehbuch“ gewesen, „das hätte niemand besser schreiben können“. Dieses Drehbuch sah zunächst eine Auseinandersetzung mit dem UHC Hamburg vor, die die Uhlen durch zwei Doppelpacks von Maren Kiefer und Emma Boermanns klar 4:1 für sich entschieden. Im Finale am Sonntag traf der HTCU dann auf Ausrichter Club-Raffelberg, den amtierenden Titelverteidiger. Doch das Team aus Duisburg hatte gegen den Lokalrivalen aus Mülheim wenig zu melden.
HTCU setzt als Verein ein Zeichen
Mit 5:1 gewannen die Mülheimerinnen und Trainer Kamphaus sagte nachher stolz: „Das war deutlich und verdient, hätte sogar noch etwas höher ausfallen können.“ Wieder traf Maren Kiefer doppelt, dazu war Caro Hoffman zweimal und Julia Hemmerich einmal erfolgreich – der Titel war perfekt. „Eine sehr erwachsene Leistung“, lobte Kamphaus, „Samstag war schon gut, Sonntag haben wir uns sogar nochmals gesteigert.“
Im Vorfeld hatte der HTCU abwägen müssen: Können die Bundesliga-Damen auf die WJA-Spielerinnen verzichten? Wenn nein, wen kann man aus der WJB hochziehen? Die Verantwortlichen entschlossen sich, alle drei Teams stark zu stellen, mit Erfolg. Kamphaus: „Das war ein Zeichen, das der HTCU gesetzt hat, dass wir alle drei Mannschaften in stärkster Besetzung antreten lassen können und alle drei Spiele gewinnen.“
Obwohl die WJA kaum zusammen trainiert und auch nur wenige Spiele bestritten habe, habe alles zusammengepasst. „Wir wussten, dass wir spielerisch in der Lage sind, zu gewinnen. Wir haben unser Spiel gespielt, sind als Team aufgetreten, haben richtig gutes Hockey gespielt.“
Das Konterspiel, Schlüsselelement der erfolgreichen Strategie, habe er „noch nie so stark bei einem meiner Teams“ gesehen. Hervorheben wollte er keine seiner Spielerinnen. „Die Führungskräfte haben ihren Job top erledigt. Dass dann am Ende jemand steht, der die Dinger verwandelt, ist die logische Konsequenz. Aber es geht da los, wo die Verteidigung den Ball abfängt. Das war eine geschlossene Teamleistung.“
Die wurde gebührend gefeiert, später auch mit den anderen Teams, die im Clubhaus dazustießen. Nur einer fehlte da: Trainer Kamphaus verpasste das Happy End seines perfekten Drehbuchs. Er hatte nach dem Finale nur eine halbe Stunde Zeit für ein schnelles Siegerbier – dann musste er los Richtung Flughafen, um zur U21-Nationalmannschaft zu fliegen. Er sagte aber: „Ich habe viele Bilder gekriegt, das war ein gelungenes Fest. Die Mädchen haben sich das hochgradig verdient.“
Philipp Ziser, www.derwesten.de